Kurt Bodewig Bundesminister a.D.

Die wirtschaftlichen und politischen Stärken Hamburgs im Ostseeraum im Zeitalter der Globalisierung

29.05.2009

Sehr geehrte Damen und Herren, gern bin ich Ihrer Einladung gefolgt. Umso mehr, weil ich heute über ein spannendes und interessantes Thema sprechen werde: über Hamburg und seine vielseitigen und gewachsenen Verbindungen zur Ostseeregion.

Dass diese Verbindungen in der letzten Zeit zugenommen haben, erlebe ich immer wieder als Vorsitzender BALTIC SEA-FORUM und als Maritimer Botschafter bei der EU-Kommission.

Als gemeinnützige, politisch neutrale Nicht-Regierungsorganisation trägt das BALTIC SEA FORUM bereits seit 1992 dazu bei, dass die Themen Zusammenarbeit und Integration in Wirtschaft, Politik und Kultur nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, sondern eine aktive Kontakt-, Kommunikations- und Projektplattform bekommen.

Nach 2004, nach der Ost- und Ostseeerweiterung der EU, findet die Tätigkeit des BALTIC SEA FORUMS innerhalb eines europäischen Binnenmeeres statt. Außer Russland sprechen nun alle Anrainerstaaten mit einer europäischen Stimme, die sich in Brüssel Gehör verschafft. Die europäische Stimme der Ostseeanrainer zu stärken und ein europäisches Gesamtkonzept im Sinne einer integrierten Meerespolitik zu entwerfen, ist eine Aufgabe des Maritimen Botschafters der Europäischen Kommission. Ich habe dieses Amt seit September 2007 und vertrete die wirtschaftlichen und ökologischen Belange der Ostseeregion gegenüber der EU.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die Städte in der Ostseeregion. Insgesamt leben ca. 70% der Menschen in Europa in Städten. So ist es nicht verwunderlich, dass das neue Ostseeprogramm INTERREG 2007-2013 Städte und Regionen als einen der Hauptschwerpunkte ansieht.

Hierbei geht es nicht nur um gute nachbarschaftliche europäischen Verbindungen innerhalb der Ostseestädte und Regionen. Nein, gerade im Rahmen der heutigen Finanzkrise, so meine Botschaft, gewinnen Regionen wie die Ostsee eine immer wichtigere Rolle in der Welt. Eine zentrale Position in einer solchen Region nimmt dabei eine Stadt wie Hamburg ein, die mit ihren 1,7 Mio. Einwohnern zu den größten Städten der Ostseeregion gehört?

Warum?

Städte und Regionen verarbeiten die Globalisierung zu ihren Konditionen. In der Poltitik spricht man von Glokalisierung: von der regionalen und lokalen Dimension der Globalisierung. Konkret: Städte wie Hambug und Regionen wie die Ostsee sind der Globalisierung nicht schutzlos ausgeliefert, sei es im Bereich der Wirtschaft, der Umwelt oder der Kultur. Im Gegenteil: Sie bringen sich ein, verarbeiten globale Prozesse zu ihren Gunsten und bilden eine gemeinsame Identität, die verbindet und schützt.

Wichtig ist: Eine Stadt wie Hamburg muss in solchen globalen und glokalen Prozessen seine Stärken einbringen, und sie nutzen - zum eigenen Wohl und zum Wohl seines Umfeldes - der Osteeregion

Im Rahmen der Ostseekooperation besitzt Hamburg zwei herausragende Stärken.

Hamburgs Stärken im prosperierenden Ostseeraum

Erstens: Hamburgs politische Stärke

Blicken wir kurz auf die Ostseegeschichte. Die Ostsee war nicht immer ein Meer des Friedens und der Entwicklung, sondern eine Nahtstelle im Konflikt zwischen dem Warschauer Pakt und der NATO. Noch in den 90er Jahren bangten die baltischen Länder um ihre Souveränität, und das Mißtrauen der Polen gegenüber einer von Russland dominierten Ostsee war groß.

Vieles hat sich in den letzten Jahren zum Postiven gewandelt. Nicht zuletzt durch den Aufbau von gemeinsamen Organisationen wie den Ostseerat oder der Ostseeparlamentarierkonferenz. Sie haben neue Rahmenbedingungen der Verständigung geschaffen, indem sie auf Außenminister- und parlamentarischer Ebene die Zusammenarbeit verstärkt haben.

Doch die Ostseepolitik ist immer noch Politik der Nationalstaaten geblieben. Sie besitzen eigene Interessen und Machtansprüche. Es gibt skandinavische, baltische, polnische sowie deutsche und russische Interessen. Letztere führen oft zu Irritationen, wenn nicht gar zu Konflikten. Ein Beispiel ist die Ostseepipeline zwischen Russland und Deutschland, die von Polen und von den baltischen Staaten kritisiert wird.

Gerade hier kann eine Stadt wie Hamburg mit ihrer eigenen Ostseepolitik eine Alternative aufbieten. Obgleich Hamburg nach dem Grundgesetz keine Außenpolitik (Art. 24 GG) betreibt, dürfen der Senat und die Politiker Außenbeziehungen zu anderen Staaten und Regionen pflegen. Das Wort Beziehungen verdeutlicht schon den Inhalt dieser Politik: Es geht darum, Vertrauen aufzubauen, neue Kontakte zu knüpfen und die Zivilgesellschaften in der Ostseeregion zu verbinden.

Aber politisches Vertrauen ist nicht der einzige Pluspunkt Hamburger Ostseepolitik. Eine weitere Stärke ist die Wirtschaftskraft der Hamburger Metropolregion.

Zweitens: Hamburgs Wirtschaftsstärke

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 45.000 EUR pro Kopf (hiermit ist Hamburg bundesweit Spitzenreiter) und 80 Mrd. EUR insgesamt ist Hamburg die viertstärkste Wirtschaftsregion innerhalb der EU. 43 der 500 umsatzstärksten deutschen Unternehmen haben hier ihren Hauptsitz. Außerden hat Hamburg den größten Seehafen in Deutschland und ist gemessen am Containerumschlag im Jahr 2007 mit einem Rekordergebnis von 9,89 Millionen Containern (TEU) der zweitgrößte Hafen in Europa und der achtgrößte Hafen weltweit. Bruttoinlandskraft und Hafenleistung machen deutlich, wie attraktiv Hamburg für die Ostseeregion ist.

Umgekehrt stellt die Ostseeregion auch einen interessanten Wirtschaftsraum für Hamburg da, denn die Ostseeregion ist eine prosperierende Region mit nachhaltigem Wachstum: nachhaltig für die Umwelt- aber auch nachhaltig im Sinne einer ökonomischen und stabilen Entwicklung.

Einige Zahlen belegen das:

So wird die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der neuen EU-Ostseemitglieder Polen und der baltischen Länder von 2006 bis 2030 durchschnittlich ca. 4% betragen. In diesen Ländern wird das Pro-Kopf-Einkommen von 2006 bis 2030 um über 100% steigen! So etwa in Polen von 4500 Euro auf 11014 Euro im Jahr 2030 oder in Litauen von 2900 auf 8151. Selbst die (traditonellen) Ostseeländer weisen interessante Wachstumsraten auf. Zwar beträgt das durchschnittliche Wachstum hier nur ca. 2%, aber Schweden, Finnland, Dänemark und ihr Nachbarsstaat Norwegen werden im Jahr 2030 ein durchschnittliches Pro-Kopfeinkommen von ca. 50.000 Euro haben. Aufgrund der hohen Innovationsfähigkeit der Ostseeregion wird dieses Wachstum nicht zu Lasten der Umwelt gehen.

Hamburgs eigene Ostseepolitik

Damit Hamburg von dieser ökonmischen Zukunftssituation profitiert, hat es seine politischen und ökonomischen Stärken genutzt und eine eigene Ostseepolitik entworfen. Vier Bereiche spielen hierfür eine große Rolle:

  1. Hamburg als regionaler Wirtschafts- und Hafenstandort für die Ostseeregion
  2. Die Vernetzung der Hamburger Politik im Ostseebereich
  3. Die europäischen Ostseeprojekte von Hamburg
  4. Die Brückenfunktion der Hamburger Ostseepolitik

Hamburg als regionaler Wirtschafts- und Hafenstandort für die Ostseeregion

Kommen wir zunächst zum Hafen bzw. zur Drehkreuzfunktion des Hamburger Hafens. Diese Verbindung zwischen der Ostsee und Hamburg hat Tradition, ihre Wurzeln reichen bis in die Hanse Zeit zurück.

War damals die andere große Hansestadt Lübeck mehr auf den Osten und die Ostseeregion ausgerichtet, nahm Hamburg seit seiner Hansemitgliedschaft im Jahr 1321 eine Sonderstellung ein, denn die Hauptinteressen von Hamburg lagen auch im Westen.

Die Entdeckung Amerikas gegen Ende des 15. Jahrhunderts führte zu einer Verlagerung der Handelsströme, so wurden die Handelsgebiete in der Ostsee aus ihrer Vormachtstellung verdrängt, und an ihrer Stelle gewannen jetzt die Randstaaten am atlantischen Ozean, wie z.B die Niederlande und England, an Bedeutung. Während die meisten Hansestädte, insbesondere Lübeck, schwer davon getroffen waren, profitierte Hamburg dank seiner günstigen geographischen Lage von der Umorientierung.

Heute profitiert auch die Ostseeregion von dieser Situation, denn Hamburg besitzt den einzigen transatlantischen Tiefseehafen der Ostseeregion und übernimmt somit eine Drehkreuzfunktion für den Handel zwischen Asien und den Ostseestaaten. So laufen von insgesamt 40 Containerdiensten zwischen Nordeuropa und Asien 32 direkt Hamburg an.

Diese Verbindung sieht man jeden Tag: Große Containerschiffe kommen aus Asien an. Ihre Ladung wird auf kleine Containerschiffe verladen und gelangt so in die Ostseeregion.

Zu den zehn wichtigsten Handelspartnern des Hamburger Hafens zählen vier Ostseeanrainerstaaten - Finnland, die russische Föderation, Schweden und Polen. Finnland gilt immer noch als das Tor nach Russland, weil die Verkehrsinfrastruktur über die Jahre zielgerichtet ausgebaut wurde.

Zudem weist der Handel mit anderen Ländern wie Dänemark oder den drei baltischen Ländern zweistellige Wachstumsraten auf.

Weiterhin ist Hamburg Teil eines der wichtigsten kontinentalen Wirtschafts- und Verkehrsräume von Europa: der gelben Banane. Sie erstreckt sich von Hamburg über Amsterdam und Brüssel bis nach Paris. Demnach ist Hamburg auch ein kontinentaler Knotenpunkt für die Ostseeanrainerstaaten.

Um seine Position in Europa und seinen Wirtschafträumen zu stärken, ist Hamburg 2006 METREX, der Organisation der europäischen Metropolregionen, beigetreten. METREX bietet der Metropolregion Hamburg eine neue Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Projekt-Zusammenarbeit und stärkt somit die Rolle Hamburgs in den großen europäischen Wirtschaftsräumen.

Dass die Region rund um Hamburg nicht direkt an der Ostsee liegt, spielt keine große Rolle. Wie bereits erläutert, ist Hamburg mit seinen Handelsbeziehungen sehr eng mit der Ostsee verknüpft. Diese Beziehungen haben durch die vielseitigen politischen Vernetzungen in den letzten Jahren zugenommen, denn Hamburg ist Mitglied in vielen Ostseenetzwerken.

Die Vernetzung der Hamburger Politik im Ostseebereich

Innerhalb folgender Ostseenetzwerke ist Hamburg in den folgenden Organisationen Mitglied oder Partner:

  • Das Baltic Development Forum: BDF. Hier ist Hamburg seit 2003 Mitglied. Es ist ein Netzwerk aus hochkarätigen Vertretern staatlicher und privater Organisationen. Im Mittelpunkt des Hamburger Interesses steht die Umsetzung der Baltic Sea Initiative, die gemeinsame Ziele für den Ostseeraum besser koordinieren und definieren soll. Hier konnte der Senat mehrfach Bindungen zwischen Ostseeraum und Asien thematisieren.
  • Weiterhin ist Hamburg Mitglied bei der Konferenz der Subregionen im Ostseeraum: Baltic Sea States Subregional Cooperation (BSSSC). Die BSSSC ist das Sprachrohr der Regionen im Ostseeraum. Ziel ist es, mehr Gewicht gegenüber europäischen Organisationen zu bekommen. So stand die Konferenz 2006 in Kiel in Verbindung zum Grünbuch der Meerespolitik.
  • Außerdem ist Hamburg Mitglied in der Ostseeparlamentarierkonferenz (BSPC). Zudem übernimmt Hamburg im Rahmen der norddeutschen Zusammenarbeit in Bezug auf den Ostseerat turnusmäßig die Koordinierung der Interessen der deutschen Ostseeanrainerländer. In beiden Organen versucht Hamburg aktiv Ostseepolitik zu gestalten.
  • Ebenfalls seit 2003 ist Hamburg Mitglied im Verein „EUROPAKORRIDOREN“ (Sitz im schwedischen Ljungby). Die Mitglieder setzen sich für neue Straßenverkehrswege, Eisenbahnverbindungen und feste Querungen über Wasserwege im Korridor zwischen Hamburg und Stockholm ein. Hamburg unterstützt dabei insbesondere den Bau einer Hochgeschwindigkeitsverbindung von Hamburg nach Stockholm.
  • Nicht zu vergessen ist auch die Zusammenarbeit mit dem Baltic Sea Forum. Hier arbeitet der Hamburger Senat regelmäßig in Projekten mit dem Baltic Sea Forum zusammen. Seit Februar 2009 ist der Senat Mitglied im Baltic Sea Forum, das durch Special Status bei der UN weiter Bedeutung für Hamburg und die Ostsee bekommen hat.

Gerade in der Zusammenarbeit mit dem Baltic Sea Forum wird deutlich, dass die Hamburger Politik die Wirtschaft in der Ostsee fördern will. Über das Baltic Sea Forum tritt sie mit der Wirtschaft des Ostseeraums in Kontakt, so dass aktuelle wirtschaftliche Belange angesprochen und Probleme gelöst werden. Da im Baltic Sea Forum nicht nur Unternehmen Mitglied sind, sondern auch Regionen und Stiftungen aus verschiedenen europäischen Ländern, findet hier ein reger Austausch über die nationalen Grenzen hinweg statt, von dem insbesondere die pro-europäische Grundhaltung Hamburgs profitiert. Denn die Ostsee ist nicht nur ein Meer des Friedens, sondern auch ein europäisches Meer des nachhaltigen Wachstums und der Entwicklung, ja eine Musterregion für ein gelebtes Europa.

Doch Hamburg ergreift auch selbst Initiative. Beispielhaft hierfür sind die vielseitigen INTERREG-Projekte , die der Senat mit trägt und -gestaltet. Nach einer Auswertung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung ist Hamburg mit 45 INTERREG-Projekten vor Roststock und Berlin Spitzenreiter im Norden (inklusive Nordseeprojekte).

Die europäischen Ostseeprojekte von Hamburg

Die Ostseeregion spielt eine wesentliche Rolle, weil durch grenzüberschreitende Kooperationen Synergien genutzt werden können. Mehr noch: Durch diese Projekte stellt sich Hamburg langfristig besser im globalen Raum auf und kann mit anderen Räumen konkurrieren.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf zwei erfolgreiche Beispiele der Vergangenheit verweisen:

Ein Beispiel war das Projekt Baltic Virtual Campus mit einem Finanzvolumen von 661.867 Euro. Hier wurden nachhaltig e-Learning-Strukturen im Ostseeraum aufgebaut. 20 Partner, darunter 13 Hochschulen aus sieben Ländern sowie Verbände und Unternehmen (z.B. Volkswagen) nahmen an diesem Projekt teil, das bis zum 1.5 2007 lief. Ziel war die dynamische Anpassung der Bildungsangebote an die Anforderungen eines internationalen Arbeitsmarktes. Gleichzeitig sollte unter Einbeziehung neuer EU-Mitglieder (Polen, Litauen, Lettland) ein europäischer Raum höherer Bildung geschaffen werden. Folglich wurde hier die transnationale Zusammenarbeit mit der Entwicklung eines europäischen Bildungsraums verbunden - und dieses im Sinne einer nachhaltige Ostseepolitik, die für das Ostseekonzept des Hamburger Senats steht.

Ein weiteres zentrales Projekt war Coastman. Es untersuchte die bisher vernachlässigten Wechselbeziehungen zwischen Umweltschutz, Konfliktmanagement und nachhaltiger Entwicklung in sechs Küstengebieten der Ostseeregion. Im Zentrum der Untersuchung standen die Risikoanalyse bei der Gefahr durch Öl, die Verbesserung des Umweltschutzes, die Internationale Zusammenarbeit zur Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung, der Austausch zwischen Interessengruppen und das Finden von Lösungen für das Zusammenspiel von Umwelt- und Küstenmanagement.

An diesen Projekten lassen sich gut die ausgeprägten Synergieeffekte zwischen der europäischen und der regionalen Ebene erkennen: Die EU-Projekte benutzten die vorhandenen Wissens -und Forschungsressourcen der Ostseeregion zu Gunsten der europäischen Integration und stärken so wiederum die Ostsee als ein Meer des Wissens, der Information und des Umweltschutzes.

Der Hamburger Senat verfolgt eine Europa- und Ostseepolitik, die darauf ausgerichtet ist wichtige ökonomische und politische Verbindungen zu seinen Ostseenachbarn aufzubauen.

Die Brückenfunktion der Hamburger Ostseepolitik

Besonders engagiert ist Hamburg in der Zusammenarbeit mit seiner Partnerstadt St. Petersburg und der gesamten Region Nordwestrussland, etwa Kaliningrad. Zudem arbeitet Hamburg in der polnischen Woiwodschaft Pommern mit den Städten Danzig, Gdingen und Zoppot zusammen. Hamburg ist ein traditioneller Partner in der Öresundregion.

Konkret leiten sich daraus drei Schwerpunkte ab:

Seit 1957 sind Hamburg und St. Petersburg durch eine Städtepartnerschaft verbunden. Es war die erste deutsch-sowjetische Städteverbindung dieser Art und galt als Politikum. Kurt Sieveking, der damalige Hamburger Bürgermeister, erntete von Bundeskanzler Konrad Adenauer schwere Kritik. Ein Vertragspapier gab es nicht, die Zusammenarbeit wurde per Handschlag besiegelt.

Den anfänglichen Schwierigkeiten zum Trotz ist aus dieser Partnerschaft inzwischen eine lebendige Freundschaft geworden, die im 50. Jubiläumsjahr 2007 mit einer beeindruckenden Vielzahl an Festveranstaltungen gewürdigt wurde. In den letzten Jahren wurde auf Verwaltungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsebene zu Gunsten von St. Petersburg und der russisch-deutschen Freundschaft zusammen gearbeitet. Zu nennen sind hier:

  • Die Erstellung einer Umweltinformationsdatenbank für die Stadtverwaltung von St. Petersburg
  • Zusammenarbeit im Bereich der Abfallwirtschaft, der nachhaltigen Technologien und der Stadtstatistik
  • Wissenschaftspartnerschaften zwischen den Universitäten: Wissenschaftleraustausch, Einführung deutschsprachiger Kurse im internationalen Wirtschaftsrecht
  • Praktikantenaustauschprogramme, an denen sich auch das Baltic Sea Forum beteiligt.

Nebenbei besteht seit 2005 eine vertiefte Partnerschaft zu Kaliningrad/Königsberg. Auf Bitten des damaligen EU-Kommissionspräsidenten Prodi hat sich Hamburg bereit erklärt, den Erfahrungsaustausch in den Bereichen des Hafens, der Feuerwehr, Nachwuchsförderung und der Jungendarbeit zu verstärken.

Seit 2002 ist die Zusammenarbeit mit der polnischen Woiwodschaft Pommern und speziell mit der "Dreistadt" Danzig (Gdansk), Zoppot und Gdingen wichtiger Bestandteil der Ostseepolitik des Senats.

Dabei ist die Schaffung einer Metropolregion im Raum Danzig ein strategisches und zentrales Projekt, das von verschiedenen Hamburger Akteuren begleitet wird. Unterstützend wirken die Kontakte seitens der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) und dem Kreis Pinneberg, sie garantieren einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch.

Auch im kulturellen Bereich und in der Wirtschaft und Wissenschaft gibt es zahlreiche Kooperationen:

  • zwischen der Capella Gedanensis und der Hamburger Camerata, die - mit Unterstützung der Kulturbehörde - von großem privaten Engagement getragen werden.
  • Austauschprogramme der Handwerkskammer, etwa der Lehrlingsaustauschprojekt 2006: zehn Lehrlinge aus Hamburg absolvierten ihr Fachpraktikum in Danzig.
  • Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg versuchen verstärkt polnische Studierende anzuwerben.
  • Es besteht zusätzlich die Idee polnische Schulen mit deutschsprachigem Unterricht zu unterstützen, um Studienbewerber für die Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg zu gewinnen.

Eine besondere, enge Beziehung besteht zur dritten Schwerpunktsregion: der Öresundregion. Sowohl die soziale Stabilität als auch die positive wirtschaftliche Entwicklung in den skandinavischen Staaten und überdies die Ähnlichkeit vieler Aufgaben bilden für Hamburg einen Anreiz, von Lösungswegen in der Öresundregion zu lernen und selbst Lösungsansätze anzubieten, die sich in Hamburg bewährt haben. Auch leisteten europäische Projekte wie STRING (Southwestern Baltic Sea TransRegional Area - Implementing New Geography) wichtige Vorarbeit. Im Juli 2006 unterschrieb der Bürgermeister eine neue Vereinbahrung, die für die Konkretisierung weitere Kooperationsfelder wie Tourismus, Umweltschutz oder Maritime Cluster im Bereich Schiffssicherheit steht.

Durch die Fehmarn-Belt Überquerung wird diese Region noch weiter zusammenrücken; ca. 12.000 Autos werden 2018 täglich die Fehmarn-Beltbrücke nutzen- doppelt so viele wie im Moment. Gerade als Logistikzentrum und Drehschreibe für Handel und Verkehr im Ostseeraum wird Hamburg von dieser neuen Dynamik profitieren.

Die letzte Schwerpunktsregion führt uns nun wieder in die Nähe der Metropolregion Hamburg und zum Abschluss meiner Rede.

Wie wir gesehen haben, ist die Wechselbeziehung zwischen Ostsee und der Stadt Hamburg bunt und facettenreich. Die Ostsee ist kein Meer der hohen Wellen, sondern der ruhigen Entwicklung. Selbst in den stürmischen Zeiten der Finanzkrise erweist sich die Ostsee als ruhiger Hafen der Entwicklung und des Fortschrittes. Natürlich bestehen einige Untiefen, hervorgebracht durch die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges, doch gerade eine liberale Hafen- und Weltstadt wie Hamburg hat das Potential, die Ostsee bei ihrer Entwicklung zu einem europäischen Binnenmeer der Zukunft zu unterstützen.

Wichtig sind die vorgestellten Bereiche, die Hamburg mit seiner Ostseepolitik erfüllt. Hamburg ist ein Drehkreuz des Ostseehandels, es pflegt die europäischen Beziehungen im Rahmen von Ostseeprojekten, es vernetzt sich mit anderen Ostseeakteuren, und es vertieft die Beziehungen zu seinen Schwerpunktpartnern: Dänemark, Südschweden und Nordwestrussland.

Gerade die Partnerschaften mit St. Petersburg/Kaliningrad und der Ostseeregion von Polen öffnen Hamburg den Raum nach Osten. Es geht sowohl um wirtschaftliche Entwicklung als auch um Partnerschaft. Wie wichtig Partnerschaft und Entwicklung sind, brauche ich vor diesem jungen und engagierten Publikum nicht zu betonen. Schließlich sind der Rotary Club und seine Jugendorganisation Rotaract eine soziale Organisation, die sich weltweit für Menschen und deren Entwicklung im Sinne der Völkerverständigung einsetzen.

Doch die Ostseeregion braucht nicht nur engagierte Jugendliche, sondern gleichzeitig junge Arbeiter, Angestellte und Wissenschaftler, denn gerade in der Ostseeregion wird der Teil der arbeitenden Bevölkerung abnehmen- in den meisten Ländern um mehr als 10% (Ausnahme Schweden, am höchsten Lettland 18,4%).

Genau hier liegt auch die Chance, denn die Ostsee bietet, wie wir gesehen haben, für Hamburg und seine junge Bevölkerung viele Möglichkeiten von ihr zu profitieren.

Mit dieser positiven Zukunftsaussicht schließe ich den Vortrag, und bedanke mich bei dem interessierten Publikum.