Kurt Bodewig Bundesminister a.D.

Hamburg und St. Petersburg - Metropolregionen der Zukunft

25.04.2007

Sehr geehrte Damen und Herren, Ihrer Einladung bin ich gerne gefolgt. Umso mehr, dass ich heute über eine sehr spannende und interessante Region sprechen werde – über die Ostsee und die rasante Entwicklung der Metropolregionen rund um das einzige europäische Binnenmeer. Ich bin überzeugt, dass die Metropolregionen eine sehr viel versprechende Zukunft in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung vorweisen können. Schon jetzt berichten Forscher über einen neuen Trend – Bevölkerungsbewegung zurück in die Städte. Die Ansiedlungsdichte in der Stadt hat viele Vorteile – die Wege sind kürzer, alles ist einfacher und vor allem vor Ort zu erreichen. Diese Vorteile liegen auch zugrunde bei der Bildung größerer Metropolregionen.

Über das Thema „Metropolregion“ war und ist gerade hier, in Hamburg, viel geschrieben und geredet worden. Den Worten folgen nun die Taten – wir erleben aktuell die Entstehung einer einzigartigen Region. Die Hansestadt und die angrenzenden Landkreise werden gemeinsam viel mehr erreichen können und besseres Gehör finden als jeder einzeln für sich! Hamburg hat 1,7 Mio. Einwohner, der Ballungsraum hat 2,6 Mio., die Metropolregion sogar 4,26 Mio. Einwohner.

Für die Ostseeanrainerstaaten gilt es in ähnlicher Weise auch. Die gemeinsamen Initiativen und Kooperationen zwischen den einzelnen Ländern können viel mehr bewegen und an Bedeutung im europäischen Kontext gewinnen. Somit können wir von zwei Modellen sprechen, die sich in ihrer Struktur und Aufgabenteilung ähnlich sind.

Aber zuerst ein paar Worte zu der Organisation, als derer Vorstandsvorsitzender ich heute zu Ihnen spreche. Die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen den einzelnen Akteuren finden Sie beispielhaft und, wie ich finde, vorbildlich, auch im BALTIC SEA FORUM. Als gemeinnützige, politisch neutrale Nicht-Regierungsorganisation trägt das BALTIC SEA FORUM bereits seit 1992 dazu bei, dass die Themen Zusammenarbeit und Integration in Wirtschaft, Politik und Kultur nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, sondern eine aktive Kontakt-, Kommunikations- und Projektplattform bekommen. Unter den zahlreichen Kooperationsgremien und Organisationen der Ostseeregion versteht sich das BALTIC SEA FORUM als ein Netzwerk der Netzwerke. Insbesondere mit dem Blick für deutsche und norddeutsche Perspektiven, wollen wir den Überblick über regionale Themen, Strategien und Institutionen gewährleisten. Unser Ziel ist es, Projekte und Partner in gemeinsamen Aktivitäten zu konzentrieren um das Tempo von Wachstum und Entwicklung in der Region mitzugehen und vorzugeben.

Innerhalb Europas ist die Ostsee in ihrer Dynamik und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung einzigartig. Das Mare Balticum – das größte Brackwassermeer der Erde – vereint neun Länder, neun Nationen. Hier leben circa 90 Millionen Menschen, die auf unterschiedlichen Märkten agieren und deren Länder etwa 9% des Weltbruttosozialprodukts erwirtschaften.

Schon zur Blütezeit der Hanse im 12. Jahrhundert diente die Region als wichtiger Transportweg für die Kaufleute. Es wurden wichtige Handelsstädte des Ostseeraums untereinander verknüpft. Gleichzeitig erfolgte aber auch die Anbindung an westeuropäische Wirtschaftszentren. Anknüpfend an diese Tradition haben Unternehmen in der gesamten Ostseeregion in den 90er Jahren wieder damit begonnen, alte Handelsbeziehungen neu aufleben zu lassen. Der Handel auf der Ostsee stellt heute die integrierende Kraft für das Zusammenwachsen der Anrainerstaaten dar und ist der Motor für das wirtschaftliche Wachstum der gesamten Region.

Die im 20. Jahrhundert verlorene Einheit des Ostseeraums gilt es im 21. Jahrhundert wieder zu gewinnen. Dazu kann der historische Rückblick auf Epochen beitragen, als die Ostsee mit ihren Anliegern einen einheitlichen Wirtschafts-, Aktions- und Kulturraum bildete, in dem die einzelnen Hansestädte eine herausragende Rolle spielten und Zentren des gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens spielten.

Wasser trennt nicht, Wasser verbindet. Diese Erfahrung und Weisheit machte die Ostsee für Jahrhunderte zu einem Schnellverkehrsweg, der die Ostseeregion zu einem einheitlichen Aktionsraum für Wirtschaft, Kultur und Politik werden ließ. Siedlungskammern, Regionen und Landschaften fanden ihre natürlichen Grenzen in den umgebenden unwegsamen Wäldern, während Gewässer Kommunikation und Interaktion ermöglichten.

Erst die Moderne – als auf Autobahnen und Eisenbahnen schnellerer Verkehr floss – erlaubte es, Gewässer als natürliche Grenzen zu definieren und zu handhaben. Schließlich zerstörten die konkurrierenden Nationalbewegungen und die ihnen folgenden Nationalstaaten des 19. und 20. Jahrhunderts die Einheit des Ostseeraums, indem sie ihn politisch und wirtschaftlich zerstückelten. Die Konfrontation der Großmachtblöcke machte unter den Bedingungen des Kalten Krieges sogar große Teile der Ostsee zum Mare clausum. Erst seit Ausgang des 20. Jahrhunderts besteht wieder Hoffnung auf Wiedergewinnung der verlorenen Einheit des Ostseeraums, die zu gestalten das 21. Jahrhundert aufgerufen ist.

Handel, Wachstum und gelebte Integration, das sind die Merkmale, welche „den Motor am Laufen halten“. Wichtig ist dabei das Zusammenwirken der etablierten Volkswirtschaften Skandinaviens und Deutschlands mit Polen und Estland, Lettland und Litauen. Hier entsteht eine Konstellation, welche diese Staaten im Hinblick auf Innovation von Produkten und Dienstleistungen immer wieder gegenseitig befruchtet. Besondere Impulse gehen aber nicht nur von der aktiven Nachbarschaftspolitik der Europäischen Union aus, sondern auch wirtschaftlich von den Kontakten und der Kooperation mit der Russischen Föderation.

Aber nicht nur wirtschaftliche Verknüpfungen prägen die Beziehungen zwischen den Ländern. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Städtepartnerschaften, über die Projekte im Bereich Kulturaustausch sowie Jugend- und Bildungsprogramme umgesetzt werden. So gehören zu den Partnerstädten von Hamburg acht weit auseinanderliegende Städte – von St. Petersburg, Russland (seit 1957), Marseille, Frankreich (seit 1958), Shanghai, Volksrepublik China (seit 1986), Dresden, Deutschland/Sachsen (seit 1987), Osaka, Japan (seit 1989), León, Nicaragua (seit 1989), Prag, Tschechien (seit 1990), Chicago, die USA (seit 1994) – die meisten zudem als Hafenstädte „Tor zur Welt“. Das Wissen voneinander zu intensivieren lohnt sich, damit Kooperationen besser gelebt und umgesetzt werden können. Hamburg kann hier auch als hervorragendes Beispiel für die Beziehungen in den Ostseeraum dienen. In 2007 feiert die Hansestadt das 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft mit St. Petersburg. Als Hamburg die mündliche Vereinbarung über eine Städtefreundschaft mit dem damaligen Leningrad einging, bedeutete dies den Beginn einer weitsichtigen Politik. Der konsequente Ausbau der Beziehungen hat die Hansestadt für das heutige St. Petersburg zu einem privilegierten Ansprechpartner in Westeuropa gemacht. Die Tradition der weltoffenen Handelsstadt wird auch durch viele Projekte und Initiativen gepflegt. Beispielhaft sei hier das Praktikantenprogramm beider Städte erwähnt, das seit 1992 einen Aufenthalt für über 800 hochqualifizierte Absolventen von der Newa an der Elbe ermöglicht hat. Das BALTIC SEA FORUM beteiligt sich an diesem Programm seit drei Jahren.

Freundschaften prägen die Menschen, ihr Charakter färbt ab. Ähnlich verhält es sich auch mit Städtepartnerschaften. Rein äußerlich gleicht die Freie und Hansestadt der nördlichen Metropole an der Newa – Hamburg und St. Petersburg sind Hafenstädte und haben eine vergleichsweise günstige geografische Lage. Die Verkehrsnähe Petersburgs zur EU - rund 200 km bis zur finnischen Außengrenze, ein Ostseehafen sowie relativ günstige Verkehrsverbindungen per Schiene, Straße und Wasserweg zu den russischen Industriezentren, sind wichtige Standortfaktoren, welche die Stadt zu einem Verkehrsknotenpunkt des Landes machen. Auf der anderen Seite der Ostsee war Hamburg schon immer ein Knotenpunkt weltweiter Handelsströme und Verkehrswege. In der letzten Zeit hat sich der Hamburger Hafen jedoch auch zu einem der größten Umschlagplätze für die Ostseeregion entwickelt. Dazu – etwas später. Die wirtschaftliche Stärke der Metropolen ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Beide Partnerstädte verfügen über reiches Kulturleben, sie sind stark europäisch orientiert, sind durch die großen Veranstaltungen und Messen weit hinaus über die Landesgrenzen bekannt. Alleine in St. Peterburg stellen jährlich ca. 8.000 Firmen aus über 60 Ländern ihre Waren und Dienstleistungen auf den verschiedenen Messen aus, 14,5 % der Unternehmen kommen aus Deutschland. Die steigenden Besucherzahlen (der führende Messeveranstalter Lenexpo: 1,2 Mio. Besucher im Jahr 2003) beweisen, dass diese Ausstellungen auf reges Interesse stoßen.

Die Messe Hamburg glänzt mit Großveranstaltungen wie INTERNORGA oder Hanseboot. Das jährlich im Sommer stattfindende „Petersburger Internationale Wirtschaftsforum“ ist ein weiteres Highlight im Veranstaltungskalender der nordrussischen Metropole. Der russische Wirtschaftsminister German Gref verwies darauf, dass zum vorjährigen Forum ungefähr 5 000 Teilnehmer aus 46 Ländern angereist wären. Bei dieser Jubiläumsveranstaltung seien Verträge in einer Gesamthöhe von einer Milliarde US-Dollar unter Dach und Fach gebracht worden. In diesem Sommer findet nun das 11. Internationale Wirtschaftsforum in St. Petersburg statt.

St. Petersburg befindet sich zurzeit in voller Blüte. Solche Ereignisse wie das 300. Jubiläum (im Jahre 2003) und G-8-Gipfel im letzen Jahr (2006) bedeuteten für die Stadt eine neue frische Brise – vieles wurde aufs Neue renoviert und jetzt glänzt die Innenstadt in voller Pracht sowohl für die ankommenden Gäste, als auch für die Bürger.

Trotz großer Ähnlichkeit bewahren die Städte ihre Individualität. Die besondere Atmosphäre der Hafenstädte, die vielleicht nur von denjenigen empfunden werden kann, die die beiden Städte besucht haben und die Einmaligkeit ihrer Schönheit erlebt haben, ist individuell und kann nicht nachempfunden werden. St. Petersburg ist einmalig dank seiner besonderen Stimmung, Kenner bezeichnen sie als die Petersburger Metaphysik – ein unfassbarer Charme, eine mystische Aura, die sich auf alles, auch auf die Bewohner der Stadt verbreiten.

Es wird vieles in der Stadt geplant und gemacht. So soll z. B. gegen 2012 im Zentrum von St. Petersburg ein Geschäftsviertel mit einer Gesamtfläche von 150 000 Quadratmetern entstehen. Die Investitionskosten des Projekts werden auf 430 Millionen US-Dollar geschätzt. Das bedeutet, dass die Stadt St. Petersburg sich in verschieden Bereichen entwickelt. Es sind auch weitere große Hafen-Investitionsprojekte in Planung bzw. Realisierung – ein Hafen für die Kohleverladung sowie zwei Erdölterminals. St. Petersburg mit 4,8 Mio. Einwohner besitzt eine Ausstrahlung auf die gesamte region und bildet mit 5,5 Mio. Menschen die zweitgrößte russische Metropolregion.

Schauen wir nun auf die Metropolregion Hamburg - man könnte sagen, sie sei ein Modell der Region rund um die Ostsee.

Die Handelsmetropole Hamburg liegt im Schnittpunkt bedeutender transeuropäischer Verkehrsachsen: Diese verbinden Skandinavien mit West- und Südeuropa. Sie schaffen eine enge Verbindung der Metropolregion zu Berlin sowie dem mittel- und osteuropäischen Raum. Schon jetzt ist der Hamburger Hafen der größte Ostseehafen – nach Transportvolumen. Ich sage dies bewusst, denn die Umschlagszahlen belegen es. 2,2 Millionen TEU wurden im Handel zwischen Hamburg und den Ostseestaaten in 2005 umgeschlagen - das ist eine Steigerung um 19,7% im Vergleich zum Vorjahr.

Zu den zehn wichtigsten Handelspartnern des Hamburger Hafens zählen vier Ostseeanrainerstaaten - Finnland, Russische Föderation, Schweden und Polen. Finnland gilt immer noch als das Tor nach Russland, weil die Verkehrsinfrastruktur über die Jahre zielgerichtet ausgebaut wurde. Aber auch der Handel mit anderen Ländern wie Dänemark oder den Baltischen Ländern weist zweistellige Wachstumsraten aus. Durch die gezielte Ansiedlung von Luftfahrtindustrie und Unternehmen der Umwelttechnik hat Hamburg eine einmalige Kompetenz aufgebaut und nimmt eine exponierte Stelle im Kreise der Ostseemetropolen ein.

Wie ich bereits betonte, ist bei der Entwicklung einer Metropolregion nicht nur die wirtschaftliche Stärke das wichtigste. Eine Metropolregion muss eine enorme Anziehungskraft ausstrahlen und Zeichen setzen, die weit sichtbar sind. So war vor kurzem (am 2.04.07) der Grundstein für das neue Hamburger Wahrzeichen, für die Elbphilharmonie gelegt worden. Es ist geplant, die Elbphilharmonie im Sommer 2010 mit einem Konzertfestival zu eröffnen.

Ich bin bis jetzt auf zwei hervorragende Beispiele eingegangen – Hamburg und St. Petersburg. Es gibt jedoch auch andere große Zentren rund um die Ostsee: Kopenhagen-Malmö, Helsinki-Tallinn, nicht zu vergessen die kleineren ihrer Bevölkerungszahl nach, jedoch ebenso bedeutend im wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben, Konzentrationspunkte Riga, Stockholm, der polnische Drei-Städte-Verbund Danzig-Sopot-Gdynia. Die Tendenz der Entwicklung der Metropolen im Ostseeraum ist eindeutig: Wie Magneten ziehen sie die Menschen an. Die Großräume London, Amsterdam oder Paris wachsen unaufhaltsam und scheinen damit Motor des Aufschwungs im jeweiligen Land zu sein. Auch rund um die Ostsee setzt sich die Erkenntnis durch, dass nur stark ist, wer eine Metropolregion aufzuweisen hat. Aber es ist ein Trend nicht ganz ohne Gefahren. Die Probleme potenzieren sich wenn Infrastruktur nicht ebenfalls entwickelt wird.

Die am schnellsten wachsende Metropolregion Europas ist Helsinki. Tatsächlich verfügt kaum eine andere Stadt über einen so hohen Anteil an Akademikern, wie Helsinki. Im Zentrum steht dabei die Universität der Hauptstadt. Dazu gehört der berühmte Otaniemi Campus – Nordeuropas größtes Hightech-Zentrum mit 14.000 Studenten, mehr als 6.000 Forschern sowie Technologieunternehmen mit 5.000 Angestellten. Als die Region Helsinki als eine der innovativsten in Europa ausgezeichnet wurde, begründete die Europäische Union ihre Wahl mit der Tatsache, dass viele neue und innovative High-Tech-Firmen insbesondere auf dem Technologie-Campus Otaniemi gegründet werden. Typisch für den Trend zu Metropolregionen ist Finnland. 1950 wohnten nur gut 12% aller Finnen in der Region in und um Helsinki, 2006 waren es schon fast 25%. Und der Trend setzt sich rasant fort. So könnte in 20 Jahren jeder dritte Finne in der Metropolregion wohnen.

Es ist sehr deutlich, dass Helsinki auf Bildung und Hightech setzt und dies als Spezialisierung der Region weiter ausbaut. Schon jetzt sind in der Region neun Universitäten angesiedelt, die über 100.000 Studenten ausbilden und 9.000 Lehrkräfte beschäftigen. Dazu kommen noch Forschungsinstitute mit über 10.000 Mitarbeitern. Diese Spezialisierung „schwappt“ auch nach Estland über – Tallinn hat die größte Technologieuniversität des Landes mit über 10.000 Studenten und 1.000 Beschäftigten in Forschung und Entwicklung. Hier wird ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes erzeugt, hier haben sich die meisten estnischen und ausländischen Unternehmen angesiedelt. Ein gutes Beispiel in der Nachbarschaft verleitet dazu, es nachzuahmen.

Mittlerweile spricht man von einer einheitlichen Region „Talsinki“. Zwar verbinden beide Hauptstädte mehrere Fährlinien täglich, es besteht eine enge Kooperation zwischen den Universitäten und Stadtverwaltungen. Die Unterschiede sind jedoch deutlich – Tallinn braucht noch seine Zeit, um das Niveau von Helsinki zu erreichen. Die fehlenden festen Verbindungen, der fehlende gemeinsame Arbeitsmarkt und die noch nicht vorhandene monetäre Union erschweren das Zusammenwachsen. Für die künftige Perspektive könnte ein Kooperationsdreieck mit St. Petersburg von Interesse sein.

Anders ist die Situation in der Metropolregion am südwestlichen Rand der Ostsee – Öresund mit seinen Zentren Kopenhagen und Malmö. Insgesamt werden 20% des Bruttosozialproduktes von Dänemark und Schweden in diesem Gebiet erwirtschaftet. Möglich wurde der Aufschwung durch den Bau der Öresund-Brücke und deren Inbetriebnahme im Jahr 2000. Auch hier spielen Universitäten und ihre enge Verbindung zur Wirtschaft eine tragende Rolle. Schwerpunkt am Öresund bildet die Biotechnologie. Insgesamt sind rund 330 Biotech-Firmen in der Region angesiedelt. Das jährliche Wirtschaftswachstum der Branche beträgt Schätzungen zufolge zehn bis zwanzig Prozent!

Die Spezialisierung wird mittlerweile als Schlüssel zum Erfolg einer Metropole erkannt. Zwar spricht man schon von einer Metropolregion ab einer Größe von 500.000 bis 1 Million Einwohnern, doch wer mitspielen möchte in der globalisierten Welt, muss noch um einiges mehr wachsen oder sich auf einen bestimmten Bereich konzentrieren – wie es Kopenhagen und Helsinki getan haben.

Die Beispiele zeigen eine Tendenz – immer mehr wird das Leben und die Bevölkerung in den größeren Regionen konzentriert. Überregionale Kooperationen stärken die einzelnen Städte und regen dazu an, gute Beispiele aus der Nachbarschaft nachzuahmen. Während die neuen Mitglieder der EU tiefer in die Struktur der EU eingebunden werden, wird Russland seinen eigenen Weg gehen.

Aber: Die wirtschaftliche Entwicklung der Ostsee-Metropolen wird zur Folge haben, dass die Konkurrenzsituation auf dem osteuropäischen Markt schärfer wird. Daher ist auch hier eine Selbstanalyse und Konzentration auf eigene Stärken besonders wichtig.

Doch auch die Kooperationen in Helcom und der Nördlichen Dimension (z.B. Kläranlage in St. Petersburg) stehen auf der Agenda.

Die Ostsee in der Mitte war und bleibt als ein festes Verbindungselement für die Nachbarn an ihrer Küste. Das Lernen voneinander, die Kooperation, das Übernehmen von positiven Erfahrungen und das Lernen aus Fehlern bereichert jeden einzelnen. Ich bin überzeugt, dass nur das gemeinsame Wirken, sowohl im regionalen als auch im überregionalen Kontext, die besten Chancen bietet, sich im globalen Wettbewerb zu behaupten.

St. Petersburg und Hamburg sind hierfür gut gewappnet! Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.